Dienstag, 5. Februar 2013

Transalp 2011 - 4. Tag

4. Radtag - Der „Wer bremst verliert“ Tag
Sesvenna Hütte – Bormio ( 79,8 km, 1793 hm, 28° Ø, reine Fahrzeit 08:24 h)

Um 06:00 Uhr war die Nacht zu Ende. Geschnarcht hatten alle einmal und ich glaube der eine oder andere freute sich schon wieder auf ein Zwei-Bett Zimmer. Zum Frühstück gab es Vinschgauer, eine sehr haltbare aber etwas trockene Brotsorte. Wie wir bereits vom letzten Jahr wussten, gab es aber an dieser Hüttenübernachtung sonst nix zu meckern. Die Sesvennahütte (48€ HP) war wieder sehr empfehlenswert!




Wir sattelten um 07:30 Uhr die Hühner und fuhren los, ca. 500 m, dann war die erste Schiebeetappe bereits angesagt. Bei 28% Gefälle auf losem Untergrund war dies die einzig vernünftige Fortbewegungsmethode. Nach zwei kurzen Serpentinenschleifen betrug das Gefälle nur noch ca. 22% und wir konnten aufsitzen. Die Bremsen wurden stark gefordert. Ich habe im ständigen Wechsel mal die hintere, mal die vordere Bremse mehr belastet. Und dann spürte ich einen plötzlichen Druckverlust an der hinteren Scheibe. 



Zweimal kurz gepumpt und ich hatte so gut wie keine Bremswirkung mehr am Hinterrad. Da ich ja eh nicht so fix unterwegs gewesen bin konnte ich mit der vorderen Bremse noch gut zum Stehen kommen, aber mein Herz rutsche mir trotzdem in die Hose. Die Beläge wurden zwar noch an die Scheibe gedrückt aber das Ganze in etwa mit der Kraft einer Kugelschreiberfeder. Die Bremse war hinüber. Da wir ja erst am Anfang einer knapp 1300 hm Abfahrt standen  bekam ich extremen Frust – warum immer ich! Die ursprüngliche Strecke über Schotter und ggf. auch einigen netten Trails wurde flux gestrichen. Alternativ entschieden wir uns nun für den Weg über Straßen. Dies erschien uns sicherer. Nach einer kurzen gemeinsamen Schleichtour entschieden wir uns, dass Thomas und Ralf schon einmal Richtung Mals starteten um dort einen Fahrradhändler ausfindig zu machen. Helge blieb bei mir. Ich hatte nun das Vertrauen in meine AVID Elexir R verloren. Was, wenn die Vorderradbremse den gleichen Defekt hat und mich abrupt im Stich lässt? Also bin ich in gemächlichem Tempo, z.T. auch schiebender weise um die Bremse abzukühlen, den Berg hinunter. Nach ca. 1,5 Std. trafen wir Thomas und Ralf an der Abbiegung Richtung Mals wieder. 


Bis zum Radladen waren es nur noch wenige und nicht so steile Kilometer. Kurz vor 10:00 Uhr war mein Rad auf dem Montageständer bei „Sport Tenne“.

Zum Glück war der Schrauber gleich bereit zu schauen. Die erste Aussage des netten Handwerkers war: „Ich entlüfte dir erst einmal die Bremse, aber komisch, vergangene Woche hatte ich die gleiche Bremse mit dem gleichen Fehler schon einmal hier.“ – Das schafft Vertrauen zur Bremse!!! Nach einer halben Stunde hätte ich das Rad wieder abholen können, aber die Bremswirkung war, erst als der Griff bis zum Anschlag gezogen wurde, ausreichend. Das schafft Vertrauen zur Bremse!!! Ich brauchte aber das Vertrauen wieder! Also, kurz verhandelt und mir wurde ein neuer Griff (Hayes) angebaut. Dafür, das die ganze Schrauberei eine Stunde dauerte, waren 70.-€ inklusive Griff mehr als gerechtfertigt. Ein Dank an „Sport Tenne“ in Mals für die schnelle Hilfe! Es konnte weiter gehen. Ein paar Höhenmeter ging es noch runter. Ich testete die „neue“ Bremse und war erstmal zufrieden. Da dieser ungeplante Zwischenstopp zum Glück nicht so lange dauerte, konnten  wir unsere ursprüngliche Route weiter fahren. 



Das nächste Ziel war Döss Radond. Es ging stetig bergauf, eine Affenhitze war das. Jeder Schatten wurde genutzt und jede Wasserstelle ebenso. Uns kam auf dem Weg nach oben ein Trupp mit Pferden entgegen. Jeder der Reiter ging neben seinem Pferd. Ich vermute die wollten die Pferde bei der Hitze ein wenig schonen. Wir waren da gnadenlos und haben unsere „Pferde“ stetig bergauf getreten. Mann, was waren wir fies.


So gegen halb drei waren wir oben. Wir fuhren ca. 20 km auf einer Höhe von 2200 bis 2000 hm. Karge, bizarre Landschaften, keine Autos, keine Wanderer und erst zum Schluss kamen uns zwei Radler entgegen die wir schon an der Sesvenna Hütte gesehen hatten (nein, es waren nicht Max und Jan). Nun ging es z.T. wieder etwas bergauf aber der dicke Brocken lag ja schon weit hinter uns. 




Sanft bergab ging es dann durch eine irgendwie bizarre Geröll-Mondlandschaft, gefolgt von einem flowigem Singletrail. Am Nachmittag erreichten wir dann die zwei großen Stauseen. Beide leuchteten türkisblau im Sonnenlicht. 

Ein mächtiger Anblick. Das fanden wohl auch etliche andere Touristen die mit ihren Autos am Rand parkten. Auf einer Wiese mit Spielplatz gab es dann auch wieder eine Wasserstelle. Ich wollte noch schnell meine Flasche füllen, musste aber lange warten. Die Idee hatten auch andere und da der Wasserstrahl in etwa nur 100 ml/Minute hergab war anstehen angesagt. Während wir am ersten Stausee vorbei fuhren, kamen wir zu dem Schluss, dass wir eine längere Pause benötigen. Essen war angesagt. An einem Cafe´machten wir Rast. Außer einer Cola aus der Dose war hier jedoch nichts mehr zu bekommen. Also musste, ich glaube es war meine letzte, Flutschsalami dran glauben. Weiter ging´s. Ein Cache wurde genutzt um sich noch einmal die Beine zu vertreten und ich spürte schon den Drang endlich anzukommen. Duschen, essen und Beine hoch. Aber noch war es nicht soweit. 

Es ging auf sehr schön fahrbaren Serpentinen 600 hm hinunter Richtung  Bormio. Hier konnte ich meine „neue“ Bremse ordentlich testen. Alles ging gut und mit jeder angebremsten Kurve gewann ich mehr und mehr Vertrauen. Es ging noch durch ein paar Orte hinunter in die Stadt Bormio. Wir wollten unbeding noch shoppen, also Müsliriegel etc. besorgen. Thomas hatte im Navi einen Supermarkt ausfindig gemacht und lotste uns dorthin. Es ging durch eine Fußgängerzone, eigentlich sehr nett aber uns blieb nicht mehr viel Zeit und so konnten wir es gar nicht richtig genießen auch einmal etwas von der Stadt zu sehen. Eine Transalp ist nun mal keine Städtereise.
Wir waren etwas spät dran als wir das Hotel erreichten. Schnell auf die Zimmer, geduscht und dann runter in die hauseigene Pizzeria. Wir bestellten alle Pizza. Ralf und ich teilten uns nach dem ersten Gang noch eine weitere Salami Pizza. Anscheinend haben wir wohl doch etwas mehr Kalorien an diesem Tag verbraten. Mit der nötigen „Bettschwere“ ging es aufs Zimmer. Da Thomas, wie sich herausstellte, ebenfalls eine Bettschwere dabei hatte wurde es zu viert dann doch etwas eng im Bett.




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geschrieben von Stefan

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